Stellt die aktuelle Norm wirklich einen Leitfaden für den nahen Praxisbezug zur Rammsondierung dar ?
Rammsondierungen gehören allgemein zu den indirekten Bodenerkundungsverfahren.
Um qualitativ Ergebnisse über Gleichmäßigkeit und Verlauf von Böden zu erfahren,
sowie das Erbringen von Verdichtungsnachweisen, sind Rammsondierungen
beliebte Aufschlussverfahren. Gerade der Einsatz der Leichten Rammsonde ist i.d.R.
ein preisgünstiger Nachweis der Lagerungsdichte bei geringem Flächenbedarf und
relativ leichter Aufschlusstechnik. Desweiteren können Sondierhindernisse seitlich
verdrängt, gar zerstört werden. Ist ein Vorankommen nicht möglich, kann flexibel
ein Umsetzten erfolgen. Geringster Personalaufwand ist damit für den Einsatz der
Handramme notwendig.
Die dabei oftmals bevorzugte Rammsonde DPL-5 wurde nach DIN EN ISO 22476-2
im Jahr 2005 zur Ablösung der DIN 4094-3 (Jan. 2002) nicht wieder aufgeführt. Die
leichteste Rammsonde wurde nun mit einem Spitzenquerschnitt von 10 cm² statt
5 cm² genormt. Daraus ergeben sich formell keine großen Abweichungen zur Vorgängernorm, doch für Durchführung und Auswertung steigt der Aufwand. Durch
Einsatz der DPL-10 sind grundsätzlich höhere Schlaganzahlen von Nöten und damit
verbunden einen höheren Zeitaufwand. So werden für mitteldichte Böden mehr
als 35 Schläge pro 10 cm Eindringtiefe, statt 7 bis 20 bei der DPL-5 benötigt. Damit
wäre im direkten Vergleich bei Einsatz beider Spitzenquerschnitte ein Meter Rammsondierung für DPL-10 wesentlich zeitaufwändiger, was durch höheren Auflagedruck während der Sondierung zu erklären ist.Weitere Bedenken beim Einsatz der DPL-10 stellt die maximale Absenkteufe dar. Denn diese ist in der Durchführung wesentlich geringer, bei einem höheren Spitzenquerschnitt.
Angriffsfläche für Kritik bietet die aktuelle Norm für Hinweise zur Versuchsauswertung.
Beispielhaft werden dort im Anhang D der DIN EN ISO 22476 Versuchsauswertungen für verschiedene röllige- und bindige Böden dargestellt und abgebildet. Doch was schlussendlich für die Anwendung fehlt, ist der Zusammenhang zwischen Schlaganzahl N10 und Proctordichte DPr bei Konsistenz und Ungleichförmigkeit. Zielführend für Rammsondierungen sollen schließlich Aussagen zur Lagerungsdichte eines Bodens sein. Darüber gibt die aktuellen Norm keinen Aufschluss. Genaugenommen sind diese
Zusammenhänge die einzigen Anhaltspunkte, warum es eigentlich in der Praxis notwendig
ist eine Norm aufzuschlagen. Denn im Grunde ist die Protokollierung und
Versuchsdurchführung nicht schwierig nachzuvollziehen.
Somit liegt es beim Gutachter selbst einen Vergleichsversuch zur Bestimmung der
Lagerungsdichte heranzuziehen. Es bietet sich daher die Möglichkeit über Densitometer,
Plattendruckversuche, sowie Ausstechzylinder eine Rammsonde zu kalibrieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Wegfall der DPL-5 aus der Norm nicht
nachvollziehbar erscheint, aufgrund der Etablierung in der Praxis. Desweiteren kann
keine wesentliche Verbesserung der DIN EN ISO 22476-2 in Hinblick zur Vorgängernorm festgestellt werden. Wichtige Zusammenhänge zwischen Lagerungsdichte und
Schlaganzahl der Rammsonden sind nicht vorhanden.
Quellen:
TP BF-StB Teil B 15.1 : Leichte- und Mittelschwere Rammsondierung
DIN 4094-3 (Jan. 2002) -> Nicht mehr gültig
DIN EN ISO 22476-2 Rammsondierungen